Eigentlich wollte ich diesen Monat über eine ganz andere Pflanze schreiben. Der Artikel dazu war sogar schon fertig. Aber dann bin ich dem Drüsentragenden Springkraut begegnet – und diese Pflanze hat mich so gepackt, dass ich den anderen Artikel erstmal auf die Seite gelegt habe. Also ist Impatiens für mich nochmal die Pflanze des Monats.
Begegnung im Wald
Vor ein paar Wochen habe ich an einer Resilienz-Wanderung teilgenommen. Am Ende des Weges entdeckte ich eine Pflanze, die mich sofort faszinierte. Zuerst dachte ich, es sei eine wild wachsende Orchidee – so elegant sah sie aus. Beim genaueren Hinsehen stellte ich dann fest: Es war das Drüsentragende Springkraut – die Bachblüte Impatiens. Ich freue mich immer riesig, wenn ich eine Bachblüte unterwegs entdecke.
Am Anfang standen nur ein paar einzelne Pflanzen am Wegrand. Doch dann, ein Stück weiter, tat sich ein richtiges Meer von Impatiens vor mir auf. Ich war überwältigt, wie viele dort an einem Fleck wuchsen.
In diesem Moment konnte ich verstehen, warum meine Mitwanderinnen sagten: „Das ist wie Unkraut, das wuchert wie wild und lässt sich kaum bändigen.“
Für mich war es trotzdem ein wunderschöner Anblick. Diese Fülle. Ich war so begeistert, dass ich ein paar Tage später extra nochmal hingefahren bin – nur um ein schönes Foto zu machen.
Und was hat das jetzt mit mir und dem Spiegel zu tun? Ich spüre das gerade sehr oft: Meine Zündschnur ist oft kurz, eine Grund-Gereiztheit begleitet mich sehr oft, und dann bricht es manchmal einfach raus. Die Tränen sind nicht mehr aufzuhalten. Früher hätte ich versucht, das wegzudrücken. Heute will ich ehrlicher mit mir selbst sein.
Impatiens erinnert mich daran, dass ich nicht perfekt reagieren muss. Geduldiger sein darf.
Sie erinnert mich daran: Stopp. Einmal durchatmen. Und mir selbst mehr Zeit und Geduld geben. Ich darf Pausen machen, ich darf rausgehen aus der Situation, und ich darf auch im Nachhinein sagen: Beim nächsten Mal will ich es anders machen
Fragen an Dich selbst
Als ich vor diesem Meer an Pflanzen stand, kamen mir ganz automatisch ein paar Fragen in den Kopf:
- Wo handelst Du manchmal zu schnell, ohne Dir eine Pause zu gönnen?
- Wo bist Du ungeduldig, wenn Dein Umfeld nicht in Deinem Tempo mitkommt?
- Wo im Alltag nimmst Du Dir nicht genügend Zeit – z. B. beim Essen, schnell, schnell, damit es weitergehen kann?
- Wo denkst Du vielleicht sogar, dass andere doch bitteschön wissen müssten, was in Deinem Kopf so vor sich geht oder was gerade zu tun wäre?
Natürlich ist das Unsinn. Mein Gegenüber weiß nicht, was gerade in meinem Köpfchen los ist. Und trotzdem ertappen wir uns doch immer wieder bei solchen Momenten. Da hilft es, wenn Impatiens Dich daran erinnert, dass auch Dein Umfeld sein eigenes Tempo hat – und dass es Freude machen kann, zuzusehen, wie andere in ihrem ganz eigenen Rhythmus weiterkommen.
So übst Du Geduld mit Dir selbst
Es geht nicht nur darum, mit anderen geduldig zu sein. Vor allem geht es darum, Dir selbst gegenüber nachsichtiger zu werden. Manchmal fällt Dir vielleicht erst später auf, dass Du wieder zu schnell reagiert hast. Auch das gehört dazu. Es zeigt Dir, wo Du noch lernen darfst.
Geduld wächst nicht von heute auf morgen. Genau wie Pflanzen im Wald, die Zeit brauchen, um zu gedeihen, brauchen auch wir Zeit, um neue Muster zu entwickeln. Impatiens erinnert Dich jedes Mal daran.
Praktische Anwendung von Impatiens
Wenn Du Impatiens selbst ausprobieren möchtest, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Einzeltropfen: ins Wasserglas oder direkt auf die Zunge.
- Mischungen: Impatiens steckt auch in den bekannten „Rescue Tropfen“, die viele in Stressmomenten nehmen.
- Im Alltag: Nimm sie, wenn Du merkst, dass Du innerlich getrieben bist oder abends die Gedanken Karussell fahren.
Bachblüten sind keine Medizin im klassischen Sinne, sondern sanfte Begleiter. Sie ersetzen keine ärztliche Behandlung, können aber helfen, die innere Balance zu unterstützen.
Hier schreibe ich darüber, wie die Bachblüte Impatiens einen sanften Weg aus der Ungeduld, Reizbarkeit und innerer Anspannung weisen kann.
Kleine Reflexionsübung für Ungeduldige
Vielleicht magst Du beim nächsten Mal, wenn Dich die Ungeduld packt, folgendes ausprobieren:
- Stopp sagen – leise zu Dir selbst oder nur im Kopf.
- Atmen – tief ein- und ausatmen, zwei- oder dreimal.
- Fragen – muss das wirklich sofort sein? Oder darf es auch später sein?
- Geduld-Notiz – schreib einen Satz auf, den Du Dir in stressigen Momenten selbst sagen möchtest, z. B.: „Ich darf mir Zeit nehmen.“ Häng ihn sichtbar auf oder trage ihn im Portemonnaie oder in der Hosentasche.
- 3 Dinge verschieben – schau auf Deine To-do-Liste und wähle bewusst drei Dinge, die heute nicht unbedingt erledigt werden müssen. Atme durch und spüre die Erleichterung.
Die Übungen sind kurz, brauchen keine Hilfsmittel und lassen sich fast überall umsetzen – passend zu dem Gedanken, dass es nicht um Perfektion, sondern um kleine Schritte geht. Und wenn Du es erst im Nachhinein bemerkst, ist das genauso in Ordnung. Nimm es als Erinnerung für das nächste Mal – nicht als Fehler.
Fazit
Meine Begegnung mit Impatiens im Wald war wieder ein echter Aha-Moment. Während andere nur Unkraut gesehen haben, habe ich etwas gefunden, das mich heute wieder begleitet: Die Erinnerung daran, geduldiger zu sein – mit anderen, aber vor allem mit mir selbst.
Du darfst innehalten, langsamer machen und Schritt für Schritt Deinen eigenen Weg gehen. Und wenn es mal nicht gleich klappt, ist das völlig okay. Jeder kleine Schritt zählt.
Und jetzt interessiert mich: Wo in Deinem Alltag wünschst Du Dir manchmal mehr Geduld – mit Dir selbst oder mit anderen?
Teile es gerne in den Kommentaren.
Alles Liebe
Tanja
Foto: Tanja Wölfl