Die Wegwarte – stille Präsenz am Wegesrand
Auf einem meiner Spaziergänge ist mir immer wieder eine Pflanze ins Auge gefallen: Die Wegwarte – zart, hellblau, unscheinbar und gleichzeitig erstaunlich präsent. Sie wächst an Wegrändern, Feldern, Straßen – oft dort, wo man gar nichts Besonderes erwartet.
Diese Blume ist die physische Erscheinung der Bachblüte Chicory. Und wie sie da so unaufgeregt, aber deutlich sichtbar überall auftaucht, hat sie mich – wie schon in einem vorherigen Blogartikel, die Bachblüte White Chestnut – zum Nachdenken gebracht.
Chicory fordert heraus
Denn Chicory ist keine einfache Blüte.
Chicory zeigt sich genau da, wo wir anfangen dürfen, uns selbst liebevoll zu hinterfragen.
Ich merkte selbst, wie ich beim Schreiben um dieses Thema herumgeeiert bin. Warum eigentlich?
Weil es mich betrifft. (Jeder Mensch hat etwas „Chicory im Blut“).
Weil es Zeiten in meinem Leben gab, in denen ich genau das getan habe: Ich habe gegeben, um Liebe zu bekommen. Um Aufmerksamkeit, um das Gefühl, gesehen zu werden. Ich war überzeugt, ich bekomme nicht genug und ich bin nicht genug – also habe ich umso mehr gegeben. Mit der stillen Hoffnung, dass dann etwas zurückkommt.
Heute kann ich sagen: Das kam daher, dass ich mit mir selbst nicht im Reinen war. Ich war auf der Suche im Außen, weil ich im Inneren eine Leere gespürt habe. Auch heute kommt das Gefühl immer wieder mal zum Vorschein. Beim Geben darf ich mich immer wieder hinterfragen warum ich das tue. Wirklich aus der Liebe und Freude heraus oder weil ich das Gefühl habe dadurch etwas zurück zu bekommen?
Genau da setzt Chicory an – sie hält uns einen Spiegel vor, aber nicht wertend. Sondern ehrlich und sanft.
Geben – aus Liebe oder aus Erwartung?
Die Bachblüte Chicory fordert uns auf, in den Spiegel zu schauen:
Wo gebe ich wirklich aus Liebe – und wo schwingt heimlich und meistens auch unbewusst, die Erwartung mit, dass etwas zurückkommt? Anerkennung, Dankbarkeit oder Aufmerksamkeit?
Manchmal verwechseln wir unbewusst Liebe mit einem Geschäft:
„Ich habe dies und jenes für Dich getan – jetzt kannst Du doch bitte auch etwas für mich tun.“
Man kann Liebe nicht durch Wohltaten verdienen.
Denn Liebe ist keine Währung. Und auch kein Hebel. Sie will nicht halten oder fesseln. Sie will frei sein.
Wenn Geben ein Geschäft wird
Dr. Bach beschreibt Chicory als das Mittel für Menschen, die sich zu sehr um das Wohlergehen anderer sorgen. Die sich aufopfern. Die helfen, ordnen, richten – oft mit der stillen Erwartung, dafür etwas zu bekommen. Nähe. Kontrolle. Dank. Liebe.
Bei welchen Problemen kann Chicory eingesetzt werden: Das sogenannte Helfersyndrom, das Überfürsorgliche, die „Übermutter“, beim Anklammern, bei Selbstaufopferung, bei Selbstmitleid.
Wie verhält man sich, wenn man Chicory braucht:
Man sucht dauernd nach Möglichkeiten, anderen zu helfen. Man ist sehr fürsorglich, man tut für seine Lieben alles, opfert sich auf. Man ist sehr anhänglich und versucht, enge Gefühlsbeziehungen aufzubauen. Man fühlt sich nicht genug geliebt, man leidet darunter, wenn sich jemand entzieht. Man erwartet Dankbarkeit.
Der gesunde Chicory-Zustand
In einem harmonischen Chicory-Zustand halten wir es weder für richtig, die Hilfe aufzudrängen, noch, sich selbstlos und verzichtend aufzuopfern.
Wir helfen, um uns selbst zu helfen.
Wir machen anderen eine Freude, um selbst Freude zu empfinden.
Um selbst ein warmes Herz zu bekommen.
Kurz: Wir lieben – und werden geliebt.
Wichtig ist die Grenze zu wahren: Wo helfe ich, weil es mir aus der Freude ein Bedürfnis ist? Und wo helfe ich, weil ich etwas zurückerwarte?
Der Moment des Erkennens
Einer der berührendsten Gedanken zu Chicory ist für mich:
Wenn Menschen zu uns kommen und sie dann auch wieder frei und unbeschwert gehen können, wie sie wollen, ist unsere Liebe gut.
(aus dem Buch: Das neue Bach-Blüten-Buch von Dr.med. Götz Blome)
Diese Form von Liebe hat keine Angst vor Verlust.
Sie lebt nicht von Kontrolle.
Sie atmet Freiheit.
Und sie beginnt nicht im Außen, sondern in uns selbst.
Liebe beginnt mit Selbstliebe
Wir können Liebe nicht verdienen oder erzwingen. Genauso wenig wie Dankbarkeit. Aber wir können sie in uns selbst kultivieren.
Nur wenn wir liebevoll mit uns selbst sind, können wir auch mit anderen auf Augenhöhe und in echter Nähe leben. Lerne 3 weitere Bachblüten kennen für mehr Selbstliebe und Dein seelisches Gleichgewicht.
Mein persönliches Motto: Geht es mir gut, geht es auch meinem Umfeld gut!
Wer sich ungeliebt fühlt, kann keine freie, bejahende Liebe weitergeben – nur Forderung, Erwartung oder Angst.
Chicory als stille Wegbegleiterin
Es war wie immer kein Zufall, dass mir diese Blüte gerade jetzt so häufig begegnet. Vielleicht war es Zeit, nochmal hinzuschauen:
Wo liebe ich wirklich frei?
Wo reagiere ich aus alten Mustern?
Und wo darf ich mich selbst noch ein bisschen mehr lieben, bevor ich versuche, Liebe im Außen zu finden?
Manchmal braucht es nur eine Blume am Wegrand, um uns an das Wesentliche zu erinnern.
Wir sollten uns öfter fragen, warum wir geben – und nicht nur was.
Chicory ist eine leise, aber klare Begleiterin auf diesem Weg. Sie fragt nicht laut. Sie zeigt sich einfach – an jedem Wegrand.
Es lohnt sich, genauer hinzuschauen – vor allem bei dem, was wir aus Liebe tun.
Alles Liebe,
Tanja
Foto: Canva