Frauen, die zu mir kommen, haben meistens Lebens- und Diäterfahrung. Viel Diäterfahrung.
Es hat nichts funktioniert, deswegen sitzen sie ja bei mir. Sie erwarten, dass ich sie zum Wasser führe. Und durch die Wechseljahre haben sie sich total verlaufen. Aber der nächste Schritt, die Umsetzung, muss aus eigener Motivation kommen.
Im Gespräch verstehe ich leider recht schnell, warum bisher nichts funktioniert hat.
Es sind immer wieder die gleichen Gründe und ich komme bisher auf sieben. Daher möchte ich sie in diesem Artikel mit Dir teilen.
Vielleicht hilft Dir das ja, diese Fehler zu vermeiden.
Grund 1: „Ich würde alles tun….aber nicht A,B oder C und D-Z geht auch nicht“
Wenn Frauen den Weg zu mir gefunden haben, sind sie oft frustriert. Manchmal sogar verzweifelt, weil nichts mehr zu helfen scheint und die Pfunde sich noch vermehren. Oft höre ich: ich würde alles tun, um endlich die 5, 10, oder 20 kg loszuwerden.
Und dann geht es los:
- Das Glas Wein am Abend bleibt – dieses Ritual lasse ich mir nicht nehmen
- Sport geht gar nicht – hat der Arzt verboten
- Frühstück – habe ich keine Zeit
Und so weiter. Aber mal schnell 20 kg abnehmen.
Wie soll das gehen?
Frau will unbedingt eine Veränderung, ist aber selbst nicht bereit, irgendwas zu ändern.
Verschwende nicht Dein Geld und meine Zeit – entweder, Du bist bereit, etwas zu ändern oder Du schließt Frieden mit Deinem Körper. Ja, das ist eine Option, wenn die Pfunde nicht Deiner Gesundheit schaden.
Wenn Du aber bereit bist, etwas zu tun: Ich bin ein Freund der kleinen Schritte, aber Du musst anfangen zu gehen.
Das Gegenteil ist allerdings auch oft zum Scheitern verurteilt: ab sofort mache ich ALLES anders. Also nicht in kleinen Schritten losmarschieren, sondern gleich lossprinten. Du planst, Dich nur von Gemüse zu ernähren, willst jeden Tag 2 Stunden Sport treiben…bitte nicht! Du würdest Dich vermutlich schlecht fühlen, Dir selbst ganz viel Stress machen und solch einen extremen Ansatz lässt nicht lange durchhalten.
Siehe Deinen Körper als etwas sehr Wertvolles an, so wie ein teures Auto – da geht man ja auch sorgsam mit um, damit es ganz lange hält.
Grund 2: Jammern: „Mein Mann liebt mich nicht mehr, weil ich zugenommen habe“
Das glaube ich nicht und meistens stimmt es nicht.
Ich hatte schon Ehemänner dezent angesprochen und gebeten, ihre Frauen doch bei ihren Bemühungen zu unterstützen. Da habe ich mehr als einmal zu hören bekommen: „Das will ich doch tun! Ich könnte ja selbst ein paar Kilo weniger haben.“ Oder der Klassiker: „So schlimm ist das doch gar nicht, sie ist doch gar nicht dick“.
Ist Dir schon mal der Gedanke gekommen, dass ihn Dein Jammern nervt?
Oder dass er Dich nicht mehr als die heiße Frau wahrnimmt, die Du bist (und ich spreche jetzt nicht von Hitzewallungen) weil Du Dich gehen lässt?
Wann hast Du Dich zuletzt geschminkt, Dir einen neuen Haarschnitt gegönnt oder Dein Home-Office Business Outfit (Jogginganzug) gegen etwas Schickes eingetauscht?
Verstehe mich nicht falsch, Du sollst Dich nicht für Deinen Mann (oder irgendeine andere Person) aufbrezeln oder verbiegen.
Aber ein gepflegtes Äußeres hat auch mit Selbstliebe zu tun. Und wenn Du Dich in Modemagazinen umschaust, wirst Du sehen, dass auch Jogginghosen durchaus chic gestylt werden können. Sehr inspirierend finde ich Modestrecken fürs Home-Office.
Oft tappen Frauen da auch in eine andere Falle: „Wenn ich erst X Kilo abgenommen habe, dann lasse ich mir meine Wunschfrisur zaubern, kleide mich neu ein, schminke mich“.
Jetzt kommt eine ganz böse Frage von mir: „Und was, wenn das nie passiert? Willst Du Dein Leben auf „Hold“ stellen?“
Das ist übrigens eine Übung aus meinen 1:1 Coaching-Programmen:
Stelle Dir vor, es gelangt eine Substanz in die Atmosphäre, die dafür sorgt, dass Du nie wieder Dein Gewicht veränderst. Du bleibst genauso, wie Du JETZT bist. Keine Diät, Sport nur noch, wenn Du Lust drauf hast. Was änderst Du in Deinem Leben?“
Warum auf etwas warten, wenn es Dir wichtig ist? Es gibt in jeder Größe schicke Outfits und oft reichen tolle Accessoires, um ein schlichtes Outfit zum Hingucker zu machen. Und etwas Farbe im Gesicht kann Wunder bewirken.
Grund 3: Auf der Suche nach dem Wundermittel: „Google sagt aber….“
Heutzutage gibt es im Internet sehr viele Wundermittel zu kaufen. Meistens überteuert, immer wirkungslos und im schlimmsten Falle gefährlich.
Ich bin promovierte Ernährungswissenschaftlerin und habe 5 Jahre zum Thema „Wechseljahre und Bauchfett“ geforscht. Ich habe zwar herausgefunden, was (meistens) funktioniert, ein Wundermittel war nicht dabei. Aber ich hoffe immer noch, dass Kollegen den Schlüssel finden, der uns ganz leicht Gewicht verlieren lässt.
Es wird viel geforscht und viel getestet, aber eine Pille, die über Nacht die Pfunde schmelzen lässt und Dich schlank aufwachen lässt, ist nicht mal ansatzweise dabei.
Die meisten Medikamente zielen auf extrem fettleibige Menschen ab, bei denen irgendwelche Hormone (die man noch nicht alle kennt) aus dem Ruder gelaufen sind.
Auch extreme Diäten werden gerne von Frauen ausprobiert, weil sie von Pseudo-Experten empfohlen werden. Alles, was extrem ist (weniger Kalorien, als Grundumsatz für mehr als 48 Stunden), kann nicht dauerhaft funktionieren. Und selbst wenn diese Kuren nur für kurze Zeit durchgeführt werden, hat das in den Wechseljahren schnell Folgen: die Schilddrüse schaltet den gesamten Stoffwechsel auf Sparflamme und Muskeln werden vermehrt abgebaut.
Wenn Du in meinem Alter bist, richte Dich darauf ein, dass die Wunderpille nicht mehr zu unseren Lebzeiten auf den Markt kommt. Es sei denn, vorher kommt die Tablette für ewiges Leben….
Grund 4: Die Einstellung „Ich muss abnehmen und wieder in Gr. 34 passen oder XY Kilo wiegen“
Wer sagt das?
Gerade Frauen, die, objektiv betrachtet, nicht dick sind, vielleicht etwas zugelegt haben, kommen mit dieser Einstellung.
Warum?
Wenn Du gesund bist, Dich bewegst, Du keine Stoffwechselerkrankungen hast und weniger als 5 kg zugenommen hast, ist es gesünder und entspannter, den Zustand zu akzeptieren. In der Regel verschwindet das Gewicht in der Postmenopause wieder. Optimal ist es, wenn Du versuchst, verlorene Muskulatur wieder aufzubauen und damit vielen Wechseljahresbeschwerden ein Schnäppchen schlägst. Wenn dabei Dein Gewicht stabil bleibt, wirst Du in jedem Fall Zentimeter verlieren.
Oder Du solltest Dich fragen, welche Probleme durch Dein „Figurproblem“ überlagert werden.
Oft ist es eine generelle Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben. Gerade die Wechseljahre sind eine Zeit der Veränderungen. Uns wird klar, dass wir mehr Geburtstage hinter uns als vor uns haben. Die Kinder sind aus dem Haus, die Partnerschaft vielleicht eingeschlafen oder gescheitert. Es ist ein Gefühl der Ungewissheit, ja, vielleicht sogar Angst. Was erwartet mich in der neuen Lebensphase?
Wir sind keine 20 mehr, werden also nicht mehr dieses Gefühl erleben: alles ist möglich und machbar.
Wenn Du Dich auf die Größe hungern willst, die Du mit 20 hattest, ändert das nichts daran. Im Gegenteil, oft sehen sehr schlanke Frauen im Gesicht dann älter aus, weil Fältchen nicht mehr unterpolstert werden.
Es macht viel mehr Sinn (und Spaß) Deinen Stil aufzupeppen und die beste Version von Dir selbst zu werden, so, wie Du jetzt bist.
Ganz abgesehen davon baut sich die Muskulatur durch Dauerhungern noch schneller ab, die Körperhaltung wird schlechter und die Leistungsfähigkeit lässt nach.
Viel besser ist es, jetzt auf optimale Ernährung zu setzen, um sich voller Energie zu fühlen und die körperliche Fitness zu erhalten.
Es ist immer schlecht, sich auf irgendwelche Zahlen zu konzentrieren, egal ob es eine Kleidergröße oder die Zahl auf der Waage ist.
Grund 5: „Ich ernähre mich vegetarisch/vegan/ketogen, wieso nehme ich nicht ab?“
Eigentlich hätte ich in die Überschrift alle gängigen Ernährungsformen packen müssen, aber ich beschränke mich jetzt auf diese Auswahl.
Vegetarisch oder vegan heißt keinesfalls kalorienfrei. In der Regel sind Leute, die sich ganz bewusst ernähren und auf Fleisch verzichten, viel gesünder. Die meisten Veganer/Vegetarier achten auf viel frisches Gemüse, gesunde Hülsenfrüchte, leckere Nüsse. Aber wenn man den Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel durch Kompensation mit anderen ausgleicht, sind es unter dem Strich zu viele Kalorien.
Zumindest mehr Kalorien als verbraucht werden.
Bei Vegetariern erlebe ich häufig die sogenannten „Schokovegetarier“. Die essen kein Fleisch, kein Fisch oder Geflügel, glauben aber, dass sie sich viel Schokolade leisten können. Das funktioniert leider nicht.
Aber auch eine strikt vegane Ernährung kann sehr kalorienreich sein. Nüsse und Mandeln, die oft die Basis für Butter und Milchersatzgetränke sind, enthalten zwar durchweg sehr hochwertige Fette. Aber auch viele Kalorien,
Auch bei der ketogenen Ernährung (Extrem niedrig in Kohlenhydraten, etwa 40 g pro Tag, um in die Ketose zu kommen) werden Fehler gemacht, die dazu führen, dass man nicht mehr in der Ketose ist oder gar nicht erst reinkommt: das Konzept der „Net Carbs“ (= Gesamtkohlenhydrate minus den Ballaststoffen) ist heikel. Wenn die Darmflora die Ballaststoffe (= Oligosaccharide, eine Untergruppe der Kohlenhydrate) nicht unverdaut ausscheidet, sondern sie wie andere Kohlenhydrate auch behandelt, ist der Körper nicht mehr in der Ketose.
Aber egal, welcher Ernährungsphilosophie man folgt: unterm Strich heißt es immer: mehr Energie verbrauchen als aufnehmen.
Grund 6: „Ich mache genau das, was Du mir geraten hast. Sogar noch etwas mehr“
Ich rate, etwa 1400 Kalorien am Tag zu konsumieren, die Kundin reduziert auf 1000 Kalorien.
Ich schlage 3-mal Krafttraining pro Woche vor, es werden 6 Ganzkörpertrainings absolviert. Plus intensives Herz-Kreislauftraining….
Das kommt oft bei ehrgeizigen und erfolgreichen Frauen vor, die beruflich alles im Griff haben.
Dieses „Mehr-als-erwartet-liefern“ hat hier genau den gegenteiligen Effekt: der Körper geht in den Hungersnot-Modus, der Stoffwechsel wird gedrosselt und die Verletzungsgefahr steigt. Die Frauen verstehen das auch, wenn ich die Zusammenhänge erkläre.
Aber die Verhaltensänderung dann auch umzusetzen ist schwierig. Gerade beim Thema „Training“ gibt es den Glaubenssatz: „no pain, no gain“ – kein Schmerz/Anstrengung, kein Erfolg.
Aber gerade, wenn Du Gewicht verlieren willst, bringt weniger Anstrengung wirklich mehr Erfolg. Dazu kommt, dass Du Dir zusätzlichen Stress machen würdest: das überzogene Sportprogramm muss schließlich eingeplant werden, auch wenn der Terminkalender schon übervoll ist.
Und bitte nicht vergessen: Stress macht dick. Dieses Verhalten ist also doppelt negativ. Du darfst es Dir leicht machen. Kleine Schritte, die aber ganz regelmäßig.
Grund 7: „Aber ich ernähre mich gesund, schlafe genug, bewege mich – und trotzdem werde ich nicht schlanker“
Ja, das kann passieren. Wenn sich da nach einigen Wochen gar nichts getan hat, muss ich Detektivarbeit leisten.
In der Regel lasse ich meine Kundinnen zu Beginn des Programmes ein mehrtägiges Ernährungsprotokoll führen. Da die Mädels ja selbst sehr interessiert daran sind, dass ich ihnen helfe, bin ich überzeugt, dass die Aufzeichnungen sorgfältig gemacht wurden. Aber wenn sich so gar nichts tut, müssen wir diese „Hausaufgabe“ für einige Tage wiederholen.
Wenn ich im Ernährungsprotokoll nichts finde, geht es zurück zur Anamnese, der Vorgeschichte. Gibt es Krankheiten? Befindlichkeitsstörungen? Sonstige Symptome, die Anhaltspunkte geben?
Ein wichtiger Punkt sind die Medikamente, die eingenommen werden müssen.
Einige verschreibungspflichtige Medikamente können nämlich einem Gewichtsverlust im Wege stehen.
Insulin und Antidiabetika
Wenn der Blutzucker mit Hilfe von Insulin endlich in die Zellen gelangt, kann das Gewicht steigen: bei deutlicher Stoffwechselverbesserung sogar bis zu fünf oder zehn Kilo.
Betablocker
Die Präparate gegen Bluthochdruck vermindern den Energiestoffwechsel. Der Herzschlag wird langsamer und effizienter, aber das kann die Fettverbrennung drosseln. Außerdem machen Betablocker leichter müde und man ist körperlich weniger aktiv.
Psychopharmaka (Neuroleptika, Antidepressiva)
Hier kommt es auf das Präparat an. Bei den Selektiven Serotonin Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI) werden sowohl Appetitmangel als auch Gewichtszunahme als Nebenwirkung genannt. Es kommt natürlich auch auf die Grunderkrankung an. Bei einer schweren Depression mit Antriebsschwäche wird wohl eher ein Präparat verschrieben, das den Patienten auf die Beine bringt und aktiv werden lässt. Bei Angststörungen wird man die Betroffenen eher ruhig stellen wollen.
Kortison haltige Medikamente
Leider wirkt Kortison nicht nur sehr appetitanregend, sondern verlangsamt gleichzeitig den Stoffwechsel. Da meistens eine ernste Erkrankung vorliegt, wenn Kortison verordnet wird, muss man natürlich abwägen. Allerdings sollte es sowieso nur so lange, wie unbedingt nötig genommen werden.
Migränemittel
Der Wirkstoff Pizotifen hat zum Beispiel eine appetitanregende Wirkung. Auch hier kann man auf andere Präparate umsteigen.
Wenn Du den Verdacht hast, dass es Medikamente sind, die Dich am Abnehmen hindern, sprich mit Deinem Arzt und frage nach Alternativen. Nebenwirkungen sind auch sehr unterschiedlich: manche Menschen nehmen eher zu, anderen macht das gleiche Präparat nichts aus. Aber bitte niemals auf eigene Faust etwas absetzen.
Fazit
Hast Du Dich selbst in einigen Punkten wiedererkannt?
Ja, oft stehen wir uns selbst im Weg, aber nicht absichtlich, sondern weil uns so viel Information zur Verfügung steht, dass wir den Überblick verlieren können.
Da springe ich gerne ein und helfe Dir.
Wie Du vielleicht schon gemerkt hast, kann das durchaus darauf hinauslaufen, dass ich Dir rate, Frieden mit Deinem Körper zu schließen und ihn in dieser Lebensphase zu unterstützen. Nicht selten passiert es dann, dass der Druck, wieder schlank zu sein, weg ist und es ganz dann plötzlich geht.
Meine Lieben, auch diesmal war es wieder viel Material und ich habe den Originalbeitrag drastisch gekürzt. Im LEMONDAYS Youtube-Kanal findest Du weitere spannende Inhalte zum Thema.
Ich wünsche Dir eine gute Zeit und genieße die letzten Sommertage,
Deine Heike
Foto: Stencil